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Mythen über Meditation
Mythen über Meditation können Menschen davon abhalten, mit Meditation zu beginnen. Das ist schade, wenn die betroffenen Personen eigentlich von Meditation profitieren könnten. Außerdem gibt es Mythen, die zu falschen Erwartungen und am Ende zu Enttäuschungen führen können. Das sind vermeidbare Enttäuschungen. Im Folgenden möchte ich einige dieser Mythen entkräften, um dir einerseits Zweifel zu nehmen, aber andererseits auch „reinen Wein“ einzuschenken.
Der wohl am weit verbreitetste Mythos über Meditation ist, dass man durch Meditation lernt oder Meditation dazu führt, an nichts mehr zu denken. Das Problem an diesem Mythos ist, dass er manche Menschen dazu verleiten kann zu versuchen, aktiv (bestimmte) Gedanken zu unterdrücken. Das ist aus zwei Gründen ungünstig: Zum einen gibt es ein substantielles wissenschaftliches Fundament, das darauf hindeutet, dass Versuche, Gedanken zu unterdrücken (engl. thought suppression), kontraproduktiv sein können. Zum anderen kann der Anspruch an sich selbst, nicht denken zu dürfen, der Fähigkeit zum Selbstmitgefühl schaden („Jetzt denke ich schon wieder…“). Es geht bei Meditation nicht um das Nicht-Denken, wie wir es im Alltag verstehen. Worum es bei Meditation eigentlich geht, erfährst du im Kurs.
Beides ist unwahr. Meditationstechniken sind relativ schnell gelernt. Studien zeigen außerdem, dass selbst kurze Meditationstrainings positive Effekte haben können.
Mit einem Augenzwinkern möchte ich antworten: Du hast ja auch mit Fahrradfahren lernen angefangen, weil du es nicht konntest. 🙂
Für eine wirkungsvolle Meditationspraxis ist der Lotossitz nicht erforderlich. Es gibt andere Sitzhaltungen, die sich an den gegebenen Voraussetzungen orientieren. Beispiele sind: Der halbe oder Viertel-Lotossitz, der Schneidersitz, der Kniesitz (unterstützt durch ein Meditationsbänkchen), der Sitz auf dem Rand eines Stuhls. Falls du besondere körperliche Einschränkungen mitbringst, höre ich gerne deine Bedürfnisse, um bestmöglich auf dich einzugehen.
Dieser Mythos hat sich in den letzten 15 Jahren erfreulicherweise von selbst immer weiter erübrigt. Es gibt mittlerweile krankenkassenfinanzierte Meditationsapps, Führungskräftetrainings im Zen-Stil und massenweise Meditationsseminare und Retreats, die für alle offenstehen. Meditation ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen.
Meditative Praktiken haben ihren Ursprung in geistlichen Traditionen, insbesondere dem Buddhismus. Was die Meditation jedoch im Wesentlichen in die Mitte unserer Gesellschaft brachte, war eine säkularisierte Form der Meditation im Sinne standardisierter Programme (z.B. MBSR – Mindfulness-Based Stress Reduction), deren Effekte wissenschaftlich untersucht wurden und werden.
Viele Menschen möchten besser mit Stress umgehen können und entscheiden sich daher dazu, an einem Meditationskurs teilzunehmen. Die Motivationen, die hinter einer Teilnahme an einem solchen Kurs stehen, können jedoch vielseitig sein. Eine Studie von Sedlmeier und Theumer (2020) hat sich intensiv mit der Frage beschäftigt, warum Menschen mit dem Meditieren beginnen und dabei bleiben. Ein kurzer Blick auf die Abbildungen 2 und 3 zeigt vielfältige Gründe. Daher kann ein Meditationskurs auch für dich geeignet sein, selbst wenn du schon über gute Stressbewältigungskompetenzen verfügst.
Aktuelle Forschungsbefunde zu Risiken und Nebenwirkungen der Meditation widersprechen diesem Mythos. Diese Forschung steckt zwar noch in den „Neugeborenenschuhen“. Allerdings ist bereits erkennbar, dass Meditation in Abhängigkeit von Meditationspraxis und Personenmerkmalen zu unerwünschten Effekten führen kann. Diese unerwünschten Effekte können über das akzeptable Maß an mitunter notwendiger Entwicklungsreibung hinausgehen. Das macht es erforderlich, die entsprechende Meditationspraxis anzupassen oder sie ggf. gänzlich gegen eine andere, in diesen Fällen funktionalere Methode auszutauschen. Es ist wichtig, eine Methode, so überzeugt man auch von ihr ist, nicht „mit der Gießkanne“ zu verteilen, sondern kritisch zu bleiben. Auch bei Meditation sollte die Leitfrage sein: Wer braucht was von wem zu welchem Zeitpunkt?
In diesem Mythos stecken zwei Konzepte: Egoismus und Selbstoptimierung. Als Antwort auf ersteres Konzept möchte ich auf Studien hinweisen, die zeigen, dass Meditation zu mehr Mitgefühl führen kann. Unabhängig von der Meditationsmethode denke ich, dass Meditation im richtigen Kontext zum (zwanglosen) achtsamen Miteinander ermutigt. Eine differenzierte Antwort auf letzteres Konzept würde den Rahmen dieser Box überschreiten. Ich möchte daher zunächst auf einen lesenswerten Artikel von Dagmar Fenner mit dem Titel „Selbstoptimierung“ auf der Website der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) verweisen. Die Grenzen zwischen einem berechtigten Entwicklungswunsch (zum Beispiel als Reaktion auf schwer zu überwindende Lebenshürden) und überstrapazierter Selbstverbesserung im Zusammenhang mit Meditation können fließend sein. Um die Gefahr der „Selbstoptimierung“ zu begrenzen, ist ironischerweise eine gründliche Selbstreflexion erforderlich. Dabei unterstütze ich dich gerne.